Jahrestagung der Wasserchemischen Gesellschaft vom 11. bis 13. Mai 2015 in Schwerin
Kurzübersicht:
Zentrales Thema: | Mikroplastik in aquatischen Systemen |
Veranstaltungsort: | Schwerin |
Teilnehmerzahl: | ca. 245 |
Preisträger: | Dr. Holger Lutze |
Posterpreise: | Dr. Arne Wick |
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Die 81. Jahrestagung der Wasserchemischen Gesellschaft - WASSER 2015 - fand in der Zeit vom 11. bis 13. Mai 2015 in Schwerin, der "Stadt der sieben Seen und Wälder", statt. Schwerin und Wasser sind untrennbar verbunden - Grund genug, hier die Jahrestagung der Wasserchemischen Gesellschaft durchzuführen. Es registrierten sich 245 Teilnehmer, denen 23 Vorträge und 81 Poster geboten wurden.
Höhepunkt der Eröffnungsfeier war die Verleihung der Preise und Ehrungen: der Willy-Hager-Preis der Willy-Hager-Stiftung, zwei Promotionspreise auf dem Gebiet der Wasserchemie – gefördert von der Walter-Kölle-Stiftung – sowie die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft in der Fachgruppe.
Der mit 6.000,- Euro dotierte Willy-Hager-Preis, gestiftet durch die Willy-Hager-Stiftung, wird jährlich im Rahmen der WASSER-Tagungen vergeben. Prämiert werden hervorragende Arbeiten junger Hochschulwissenschaftler auf dem Gebiet der Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung.
Der Promotionspreis auf dem Gebiet der Wasserchemie – gefördert von der Walter-Kölle-Stiftung –, dotiert mit 1.500,- Euro, wird für herausragende Dissertationen auf den in der Fachgruppe vertretenen wissenschaftlichen Gebieten vergeben.
Der Willy-Hager-Preis 2014 wurde an Dr.-Ing. Sebastian Petzet (BASF SE, Antwerpen/Belgien) verliehen, der für seine an der TU Darmstadt angefertigte Dissertation "Phosphorrückgewinnung in der Abwassertechnik: Neue Verfahren für Klärschlamm und Klärschlammaschen" ausgezeichnet wurde. Petzet hat in seiner © Wasserchemische Gesellschaft Arbeit Verfahren entwickelt, mit deren Hilfe gleichermaßen effektiv wie kostengünstig Phosphate aus Klärschlämmen und Klärschlammaschen zurückgewonnen werden können.
Aufgrund hervorragender Arbeiten konnte der Vorstand der Fachgruppe den Promotionspreis auf dem Gebiet der Wasserchemie – gefördert von der Walter-Kölle-Stiftung – 2015 an zwei Kandidaten verleihen: Dr. Holger V. Lutze (Universität Duisburg-Essen) und Dr.-Ing. Aki Sebastian Ruhl (TU Berlin).
Lutze beschäftigt sich in seiner Arbeit "Sulfate radical based oxidation in water treatment" mit dem oxidativen Abbau von Schadstoffen in der Wasseraufbereitung, wobei er insbesondere das hoch reaktive Sulfat-Radikal untersucht hat.
Uhl beschreibt in seiner Dissertation "Porositäts- und Reaktivitätsverluste in reaktiven Eisenfestbettfiltern durch Gaseinschlüsse und Korrosionsprodukte und mögliche Maßnahmen" alternative Verfahren zur Grundwassersanierung, insbesondere mit dem Einsatz von Festbettfiltern aus granuliertem Grauguss.
Dipl.-Ing. Ninette Zullei-Seibert wurde die Ehrenmitgliedschaft der Wasserchemischen Gesellschaft verliehen. Sie war bis 2014 Mitglied der Geschäftsleitung der Westfälische Wasser- und Umweltanalytik GmbH und Institut für Wasserforschung GmbH (IfW) in Schwerte.
Dank und Anerkennung gelten ihren außerordentlichen Verdiensten für die Fachgruppe, der sie 1977 beitrat. Vor © Wasserchemische Gesellschaft allem im Vorstand der Wasserchemischen Gesellschaft, dem Zullei-Seibert von 2005 bis 2014 zunächst als Beisitzerin und später als Stellvertretende Vorsitzende angehörte, hat sie sehr produktiv und kooperativ gewirkt.
Thematisch befasste sich die WASSER 2015 unter anderem mit den Bereichen Analytik, Abwasser, Aufbereitung, Spurenstoffe, Trinkwasser und Hygiene. Sehr erfreulich war, dass Beiträge aus dem Bereich Meereschemie präsentiert wurden.
Das Spezialthema in Schwerin lautete "Mikroplastik in aquatischen Systemen" - ein Thema, das derzeit in Wissenschaft und Gesellschaft intensiv diskutiert wird. In Vorträgen, Posterbeiträgen und einer Podiumsdiskussion wurden Eintragspfade von Mikroplastik in Gewässer sowie Auswirkungen und Ansätze einer Umweltbewertung präsentiert und diskutiert.
Kunststoffe sind wichtige Werkstoffe, unerlässlich für Haushalt und Wirtschaft. Einige Eigenschaften der vielfältigen Kunststoffsorten, wie zum Beispiel die hohe Persistenz, können sich absehbar auch nachteilig auswirken. Einen Übersichtsvortrag sowie Informationen zur Umweltbewertung von Mikroplastik stellte David Miklos (Umweltbundesamt, TU Berlin) vor.
Im Wasser schwimmende oder schwebende größere Plastikteile bedrohen die Tierwelt der Ozeane. Ein Verheddern in Netzresten oder das Verschlucken kann für Tiere tödlich sein. Doch Mikroplastik ist nicht auf den ersten Blick sichtbar. Dennoch werden die kleinen Kunststoffpartikel in hohen Mengen in der Umwelt detektiert und deren ubiquitäre Verbreitung kann, wie Christian Laforsch von der Universität Bayreuth erläuterte, möglicherweise ein großes Problem darstellen.
Bislang völlig unbekannt ist außerdem die Rolle von Kläranlagen. Können diese Mikroplastikpartikel zurückhalten oder entweichen diese mit dem geklärten Abwasser? Erste Untersuchungen zeigen, dass Mikroplastik durchaus die Kläranlagen verlässt, aber eine spezielle Filtration installiert werden kann, die dies weiter reduziert. Dies konnte von Gunnar Gerdts (Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Helgoland) durch Berechnungen der Partikel- und Faserfrachten in Abwasser, Klärschlamm und abgeschiedenen Leichtstoffen von Kläranlagen im Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband nachgewiesen werden.
Auch in der Kunststoffproduktion verwendete Additive oder Farbpigmente könnten eine wichtige Rolle spielen.
Die Tagung in Schwerin zeigte, mit welchen analytischen Methoden es Wissenschaftlern gelingt, Aussagen über Art und Menge der Mikroverunreinigungen und anderer aus diesen Teilchen stammender Stoffe zu treffen.
Sedimentproben aus dem Gardasee wurden von Natalia P. Ivleva und Kollegen der TU München untersucht. Raman-Mikrospektroskopie ermöglichte eine selektive Analytik von Mikroplastik und Pigmenten in Süßwasser. Florian R. Storck (DVGW-Technologiezentrum Wasser) verdeutlichte in seinem Vortrag die Problematik der Mikroplastik-Analytik, die unter anderem von Blindwertproblemen oder Interferenzen bei der Detektion der Kunststoffteilchen betroffen ist.
Das Themenspektrum wurde erheblich durch die mehr als 80 Posterbeiträge ergänzt, die vornehmlich von jungen Wissenschaftlern vorgestellt wurden. Sechs Beiträge erhielten den Posterpreis der Wasserchemischen Gesellschaft.
Auf der Tagesordnung der traditionell im Rahmen der Jahrestagung stattfindenden Mitgliederversammlung stand u. a. die Wiederwahl des Vorstandsvorsitzenden sowie einer seiner Stellvertreter (Amtsperiode 2016 bis 2018). Als Kandidaten waren Prof. Dr. Torsten C. Schmidt als Vorsitzender und Prof. Dr. Thilo Hofmann als sein Stellvertreter nominiert. Beide erhielten eine überwältigende Mehrheit der Stimmen und haben die Wahl angenommen.
Auch eine begleitende Fachausstellung gehörte wieder zur WASSER 2015. Die Wasserchemische Gesellschaft baut diese Plattform im Rahmen der Jahrestagung für den intensiven Austausch - nicht nur der 655Wissenschaftler untereinander, sondern auch mit Unternehmen aus dem Wasserfach - weiter © Wasserchemische Gesellschaft aus. Zehn Unternehmen haben die Gelegenheit wahrgenommen und ihre Produkte dem interessierten Publikum präsentiert.
Der Beitrag der Sponsoren hat sehr geholfen, eines der Hauptziele der Wasserchemischen Gesellschaft, nämlich die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, umzusetzen. So konnten beispielsweise die Teilnahmegebühren für junge Wissenschaftler gering gehalten, das Jungforscher Forum ausgerichtet oder besonders gelungene Poster ausgezeichnet werden.
Der größte Dank gilt jedoch auch in diesem Jahr dem Helferteam, dessen Einsatzbereitschaft und gute Laune ohne Frage wieder zum guten Gelingen der WASSER 2015 beigetragen hat. Ohne ein so engagiertes und zuverlässiges Team wäre weder die Organisation noch der gute Ablauf der Jahrestagungen möglich.